Vereinsarbeit
Kreisgruppe Schwarzwald-Baar-Heuberg
Kurzbericht zum VHS-Vortrag "Neue Männer" von Dr. Sauerborn, Mitbegründer des VAfK
Trotz des sehr interessanten Themas war nur die Presse, eine Zuhörerin und wir drei von unserer Kreisgruppe anwesend. Hier nun meine Stichpunkte zum Vortrag:
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Die Werbung hat das Vater-Kind-Motiv entdeckt.
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Wichtig für das Kind ist die Kenntniss seiner Ursprünge, also Vater UND Mutter.
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Es benötigt auch den Vater für seine sexuelle Identitätsfindung.
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Für die Töchter ist der Vater der erste Mann im Leben (dies bitte nicht mißverstehen).
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Söhne benötigen ihren Vater u.a. für ihre Auseinandersetzung mit ihrem Aggressionspotential.
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Fehlt der Vater, machen sich die Söhne abstrakte Rollenbilder (z.B. Rambo).
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Söhne benötigen ihren Vater auch zum "freischwimmen aus der symbiotischen Verbindung mit der Mutter".
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Kinder entwickeln in einer intakten Familie eine eigenständige Position zwischen Vater und Mutter. Bei Alleinerziehenden gibt es für die Kinder kein Entrinnen.
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In einer intakten Familie lernen sie, wie Partnerschaftlichkeit funktioniert.
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Nach einer wissenschaftlichen Untersuchung sind Männer partnerschaftlich ausgerichtet.
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Warum nehmen dann nur 2% der Väter Elternzeit und warum gehen nur 12 bis 13% einer Teilzeitbeschäftigung nach?
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Das Frauenbild in der Werbung hat sich früher als das Männerbild geändert.
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Werbung stellt Frauen als beruflich erfolgreich, als arbeitsorientiert und dem Manne mindestens ebenbürtig dar.
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Das Leitbild ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
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Aber: Frauen verdienen im Durchschnitt 30% weniger.
- Gründe:
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Frauen arbeiten mehr in Teilzeit, als Männer.
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Gleichwertige Arbeit (nicht zu verwechseln mit gleicher Arbeit) wird geringer honoriert. Beispiel: Kindererzieherin verdient weniger, als Tierpfleger.
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Es entsteht ein Mißverhältnis von Anspruch (entstanden durch Werbung) und Wirklichkeit.
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Mütter machen sich dann Selbstvorwürfe: sind sie im Beruf aktiv, dann leidet die Kindererziehung. Widmen sie ihre Zeit den Kindern, dann leidet darunter ihre berufliche Weiterentwicklung.
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Folgerung: Vater, Mutter und Kind haben ein Interesse an geänderten Rollenverhältnissen.
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Väter, und ähnlich auch Trennungsväter, haben aber beruflich bedingt wenig Zeit für Kinder.
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Dieses Vereinbarkeitsproblem von Beruf und Familie ist Sand im Getriebe der Wirtschaft.
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Darüber hinaus ist es eine Ressourcenverschwendung, hochqualifizierten Frauen die Erziehungsarbeit allein aufzubürden.
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Es gibt einen gesellschaftlichen Änderungsdruck.
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Die herkömmliche Form der Frauenpolitik funktioniert nicht.
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Nicht Männer hindern Frauen an ihrer beruflichen Weiterentwicklung, sondern ihre Bindung an Haushalt und Kinder.
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Für Väter, die einen Rollentausch vollzogen haben, ist der Rollentausch kein politisches Thema.
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Wie könnte die Geschlechterpolitik vorangetrieben werden?
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Ansatz: Bis zur Familiengründungsphase ist die Erwerbsbiographie von Frauen und Männern gleich. Danach beginnt der Kinder wegen die Traditionalisierung. D.h. die Erwerbsbiographie der Männer verläuft ununterbrochen weiter, während die der Frauen einen Einbruch erhält.
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Die politischen Rahmenbedingungen erschweren eine paritätische Aufgabenteilung in Bezug auf Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung.
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Gründe hierfür sind zu suchen:
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im fehlenden Nettolohnbezug des Kindergeldes:
d.h., weil ein Nettolohn ausfällt, fragen sich die Familien, bei welcher Konstellation der Einkommensausfall am geringsten ist. Da i.d.R. das Einkommen der Frau geringer ausfällt, entscheiden sich die Familien dafür, dass der Vater arbeitet und die Mutter sich der Kinderbetreuung widmet. In 99% der Fälle wird diese Entscheidung gemeinsam getroffen. Würde das Kindergeld nach der Höhe des ausfallenden Nettolohns berechnet, dann würden auch mehr Väter Elternzeit nehmen (sofern dies keine beruflichen Nachteile mit sich bringt).
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im Ehegattensplitting:
d.h., je größer die Differenz der Einkommen von Vater und Mutter ist, desto größer ist der steuerliche Vorteil. Also sollte der Vater möglichst viel und Vollzeit arbeiten und die Frau keiner erwerblichen Tätigkeit nachgehen.
Das Ehegattensplitting stammt noch aus der Adenauerzeit und sollte genau dies (Väter an die Arbeit / Mütter an den Herd) fördern.
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Während die Männer anfangs im Haus ihrer beruflichen Tätigkeit nachgingen, hat die Industrialisierung die Männer weit weg von der Familie geführt.
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Obwohl die Gewerkschaften die vereinbarte Arbeitszeit deutlich unter die 40 Stundenwoche bringen konnte, beträgt die tägliche Arbeitszeit des Mannes im Durchschnitt 43 - 44 Stunden.
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Von Männern wird eine hohe berufliche Mobilität (z.B. Montage, 2. Wohnsitz) erwartet. Dies wirkt geschlechtsspezifisch zu Lasten der Männer-Familien-Beziehung.
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Daraus folgt eine Nichtvereinbarkeit von Familien- und Arbeitswelt.
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Lösungsansatz: Förderung der Kinderbetreuung.
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Aber: Kindererziehung ist deutlich mehr. Es gehört der Besuch vom Kinderarzt, sowie die Teilnahme an Elternsprechzeiten etc. dazu, sodass neben dem Angebot einer Vollzeitbetreuung auch eine Flexibilisierung der Arbeitszeit notwendig ist.
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Notwendig ist auch der Wechsel vom Alleinerwerbermodell zum Anderthalberwerbermodell (Vollzeit / Teilzeit).
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Obwohl die Grünen und die SPD versprochen haben, das Ehegattensplitting abzuschaffen, haben sie dieses Versprechen nicht eingehalten.
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Es bedarf eines neuen Anlaufs in der Geschlechterpolitik:
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Die partnerschaftliche Vorstellung ist bereits vorhanden.
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Die Kampagne des Familienministeriums zur Änderung der partnerschaflichen Vorstellung ist, als wenn man Eulen nach Athen tragen wollte.
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Nicht nur Frau und Beruf sollte gefördert werden, sondern auch Männer und Familie.
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Männer sollen nicht nur Objekt, sondern auch Subjekt der Geschlechterpolitik werden. Sauerborn bezeichnet dies als "Integrierte Geschlechterpolitik".
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Ehegattensplitting ist Frauen- und Männerdiskriminierung.
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Wehrpflicht ist Männerdirkriminierung.
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Die Lebenserwartung von Männern beträgt durchschnittlich sechs Jahre weniger, als die der Frauen. Der Grund hierfür ist in der Männerarbeit zu suchen. Nach neueren Statistiken gleichen sich die Lebenserwartungen der Frauen denen der Männer an, wenn sie ebenfalls lebenslang Vollzeit arbeiten.
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Auch die derzeitige Debatte um häusliche Gewalt ist männerdiskriminierend.
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Männer, die häusliche Gewalt erlebt haben, sollten sich dazu offen äußern. Dann werden auch die Statistiken ein genaueres Bild zeigen.
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Bei Trennung und Scheidung gibt es nur Gewinner und Verlierer - auch auf politischer Ebene - Aber viele Probleme sind gemeinsame Probleme.
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Am Beispiel einer Commerzbank macht Sauerborn deutlich, dass es sich für die Wirtschaft lohnen kann, andere Wege in der Personalpolitik zu gehen. Die Bank hatte hochqualifizierte Mitarbeiter nicht dadurch geworben / an sich gebunden, dass sie ihnen materielle Angebote machte (Dienst-PKW etc), sondern dass sie ihnen immaterielle Vorteile bot (Kinderbetreuung, Angebote für Trennungsväter, Trennungsberatungsstellen etc.).
Sauerborn kritisiert, dass der Väteraufbruch zu einem Trennungs- und Scheidungsväterverein geworden ist. Die Neuen Väter bleiben damit außen vor.
Im persönlichen Gespräch weist Sauerborn darauf hin, dass seine Kontaktkontinuität sein positives Verhältnis zu seinem Kind bewahrt hat. Heute kann er daher auf eine sehr gute Beziehung zu seiner mittlerweile erwachsenen Tocher verweisen.
Jürgen Griese
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