Männerbewegung
Arne Hoffmann, einer der Vorreiter der deutschen Männerbewegung, definiert die Ziele der Bewegung wie folgt:
Was die Männerbewegung will
Kaum ist der Feminismus von einer schweren Krise bis hin zur Existenzrechtfertigung betroffen, scheint sich bereits eine neue Ideologie in Deutschland niederzulassen: der Maskulismus bzw. die Männerbewegung. Bis jetzt wissen allerdings nur wenige, dass eine solche Bewegung aktuell im Entstehen ist, und noch weniger, welche Ziele sie vertritt. Als einer der bekanntesten deutschen Sprecher für die Männerrechte möchte ich diese Ziele einmal gebündelt aufführen und erklären. Für ausführlichere Darstellungen, exaktere Angaben und Quellen verweise ich auf mein Buch "Sind Frauen bessere Menschen?"
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Dass Männer sieben Jahre früher sterben als Frauen ist nicht allein biologisch bedingt. Beispielsweise sterben weit überwiegend Männer an gesundheitlichen Folgeschäden ihrer Arbeit, vom Herzinfarkt bis zur Staublunge. Auch auf jeden tödlichen Berufsunfall, der einer Frau zustößt, kommen zwölf Männer, die dieses Schicksal erleiden. Männer brauchen mindestens so starke Maßnahmen dagegen, wie Frauen gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Erstaunlicherweise nimmt in der öffentlichen Debatte der Schutz vor einer unerwünschten Anmache von Frauen größeren Raum ein als der Schutz vor dem Verlust des Lebens von Männern. Dabei sollte Männern auch stärker vermittelt werden, dass sie nicht ihre Gesundheit oder ihr Leben in einem der von der WHO so bezeichneten "Todesberufe" aufs Spiel setzen müssen, nur um mit dem erzielten Einkommen Frauen zu unterhalten.
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Selbst wenn Männer aus biologischen Gründen früher stürben als Frauen, müsste man versuchen, diesen Nachteil durch ein besser für Männer zugeschnittenes Gesundheitssystem auszugleichen. Das Gegenteil ist momentan der Fall. Eine Auswertung von dreitausend medizinischen Zeitschriften im Index Medicus ergab, dass auf 23 Artikel über die Gesundheit von Frauen ein einziger kommt, der die Gesundheit von Männern zum Thema hat. Das zeigt sich auch im finanziellen Bereich: So beklagt der Kölner Urologe Theodor Klotz, dass für die Erforschung weiblicher Tumoren, etwa bei Brustkrebs, wesentlich mehr Geld ausgegeben werde als für typisch männliche Krebsarten wie Magen-, Darm-, Bronchial- und Prostatakarzinom, obwohl diese häufiger seien. Auch die Zeitschrift "Men's Health" macht seit Jahren (vergeblich) auf dieses Missverhältnis aufmerksam - bis hin zu einer (ebenfalls vergeblichen) Petition an die Bundesgesundheitsministerin. Mediziner legen dar, dass der Wissensstand über den männlichen Körper im Vergleich zur Frauenforschung um rund dreißig Jahre zurückliegt. Einen "Männerarzt", analog zum Frauenarzt, der die Angehörigen des weiblichen Geschlechts von der Jugend bis ins Alter regelmäßig betreut, untersucht und behandelt fordern die Wiener Hormonforscher Meryn und Metka: "Der Mann ist bisher bei allen Überlegungen, die das Älterwerden, die Verlängerung der Lebensspanne und die Verbesserung der Lebensqualität betreffen, von der Medizin nachlässig behandelt worden. Der medizinische Fokus war vielmehr auf das weibliche Geschlecht konzentriert." Dennoch beschlossen im August 2000 die Regierungsparteien SPD und Grüne, die speziell auf Frauen ausgerichtete Gesundheitsfürsorge weiter zu fördern. Hier ist ein Umdenken dringend erforderlich.
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Depressionen sind bei Männern stark unterdiagnostiziert, galten noch vor wenigen Jahren als rein weibliches Leiden und bleiben heute noch bei Männern häufig unbehandelt. Dies gilt, obwohl beispielsweise Selbstmord knapp dreimal so viele Männer wie Frauen zum Opfer hat (verdeckte Selbstmorde z. B. durch tödliche "Unfälle" unter Alkoholeinfluss nicht mitgerechnet). Wir sollten endlich beginnen, die Gründe dafür zu erforschen und gezielt Beratungs- und Hilfsangebote für Männer zu entwickeln, wie es sie für Frauen seit langem gibt.
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Männer benötigen dieselben Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen wie Frauen. Zwei Beispiele: Obwohl Schätzungen zufolge knapp 90 Prozent der Obdachlosen männlich sind (auch hier könnte man die Gründe erforschen und bekämpfen), gibt es ein staatliches Sozialprogramm allein für die weibliche Minderheit von zehn Prozent. Und obwohl weit häufiger Männer Gewalttaten zum Opfer fallen, gibt es Vorkehrungen wie Frauentaxis, Frauenparkplätze etc. allein für das weibliche Geschlecht. Tatsächlich kann ein männlicher Rentner einem Überfall aber weit hilfloser gegenüberstehen als eine weibliche Zwanzigjährige.
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Insbesondere sei in diesem Zusammenhang auf die Bereiche häuslicher und sexueller Gewalt verwiesen. Was häusliche Gewalt angeht, wissen wir seit Jahren, dass dabei die Täter mindestens zur Hälfte weiblich sind. Es gibt bisher nur zwei Hilfsprojekte für männliche Opfer dieses Delikts (in Berlin und in Oldenburg), beide erhalten bislang keinerlei staatliche Unterstützung. Stattdessen fährt Rot-Grün "Info-Kampagnen", in denen ausschließlich Frauen als Opfer erscheinen. Die Medien sollten den aktuellen Forschungsstand der Bevölkerung verstärkt vermitteln und aufhören, sich über männliche Opfer von Frauengewalt lustig zu machen oder sie anderweitig zu trivialisieren.
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Vor der Polizei und dem Richter sollten bei häuslicher Gewalt beide Geschlechter gleich behandelt werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem solchen Fall die Gewalt von der Frau ausging, beträgt ohne weitere Hinweise mindestens 50 Prozent. Auch weibliche Täter müssen in Programmen psychologischer Beratung lernen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Das Geld der Steuerzahler sollte nicht länger vorwiegend oder ausschließlich für Organisationen ausgegeben werden, die die Propaganda verbreiten, häusliche Gewalt sei ein Zeichen patriarchaler Unterdrückung - und so in Wirklichkeit nichts für die Lösung dieses Problems tun.
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Organisationen, die von Frauen missbrauchte Jungen betreuen, haben ebenso ein Anrecht auf staatliche Unterstützung wie das umgekehrt für Gruppen gilt, die sich von Männern missbrauchten Mädchen widmen (siehe meinen Artikel dazu in der Mai-Ausgabe dieser Zeitschrift).
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Internationale (auch deutsche) Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass Frauen für ein- und dasselbe Delikt deutlich gnädiger bestraft werden als Männer. Selbst bei schwereren Straftaten werden Männer mit bis zu 70 Prozent höherer Strafe belegt. Hier wäre mehr Gerechtigkeit wünschenswert.
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Ein spezielles Problem stellen Falschbezichtigungen bei Vergehen wie sexuellem Missbrauch und bei anderen Formen sexueller Gewalt dar. Durch verbesserte Aufklärung über die Häufigkeit falscher Beschuldigungen müssen ungünstige Faktoren wie einseitige Ermittlungen, Vorverurteilungen in den Medien usw. verhindert werden. Stattdessen ist besondere Sensibilität gegenüber allen Beteiligten bei solchen Vorwürfen erforderlich. Es ist nicht länger hinnehmbar, dass durch willkürliche Bezichtigungen Leben zerstört und Familien auseinandergerissen werden.
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Frauen dürfen zur Bundeswehr, Männer müssen dorthin. Das ist mit dem Gleichheitsgrundsatz der Verfassung nicht zu vereinbaren.
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Gegen den Gleichheitsgrundsatz der Verfassung ist auch Paragraph 8 des Bundesgleichstellungsgesetzes gerichtet. Dort heißt es: "Sind Frauen in einzelnen Bereichen unterrepräsentiert, hat die Dienststelle sie bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen, Einstellung, Anstellung und beruflichem Aufstieg bei Vorliegen von gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung (Qualifikation) bevorzugt zu berücksichtigen, sofern nicht in der Person eines Mitbewerbers liegende Gründe überwiegen." Es gibt keine entsprechende Quotenregelung für Männer, die "in einzelnen Bereichen unterrepräsentiert" sind. Einer glaubhaften, aber bislang unbestätigten Quelle zufolge sei nach einem aktuellen Urteil des Europäischen Gerichtshofs (Aktenzeichen C-407/98 Abrahamsson und Anderson) sogar der Passus "... von gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung (Qualifikation) ..." nicht länger mit dem EU-Recht vereinbar. Eine Frau erhalte den gewünschten Job auch dann, wenn sie schlechter qualifiziert sei als ein männlicher Mitbewerber, solange dieser Unterschied nicht so groß sei, dass er gegen das Erfordernis der Sachgerechtigkeit bei der Einstellung verstoße.
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Und schließlich wird der verfassungsmäßig garantierte Gleichheitsgrundsatz von Einrichtungen in öffentlichen Institutionen gebrochen, die von beiden Geschlechtern finanziert werden, die aber nur Frauen benutzen dürfen: beispielsweise die Frauenbibliotheken an unseren Universitäten. In all diesen Fällen fordern Männerrechtler, die Verfassung und ihr Gleichheitsgebot wieder zu berücksichtigen.
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Im akademischen Bereich ist es darüber hinaus dringend notwendig, die sogenannten Gender Studies nicht länger automatisch nur unter feministischer Perspektive durchzuführen, sondern entweder einen neutralen Blickwinkel einzunehmen oder aber Frauen- und Männerperspektive gleichermaßen zu gewähren.
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Vielen Pädagogen und den ersten Elternverbänden ist inzwischen klar, dass die momentane Form des Schulunterrichts in mehrfacher Hinsicht die Jungen benachteiligt. An besseren Konzepten wird bereits gearbeitet. Das ist zu unterstützen und voranzutreiben.
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Die Rechte der Väter müssen unbedingt gestärkt werden. Es ist kein Wunder, dass es der Väterbewegung als erster Gruppe der Männerrechtler gelang, eine öffentliche Debatte anzustoßen. Eines der Grundprobleme ist, dass viele Väter für ihre Kinder zwar Unterhalt zahlen müssen, die Mütter aber den Kontakt mit ihnen sabotieren. Dies kann durch verschiedene Maßnahmen unterbunden werden: etwa Entzug des Unterhalts und bei hartnäckigen Fällen des Sorgerechts. Grundsätzlich sollte Sorge- und Umgangsrecht bei beiden Eltern liegen, gleichgültig ob sie verheiratet, geschieden oder getrennt leben. Die gemeinsame Verantwortungsgemeinschaft für das gezeugte Leben kann nicht einseitig zerstört werden. Insbesondere uneheliche Väter müssen aus ihrer weitgehend rechtlosen Position befreit werden.
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Wir wissen inzwischen, dass Väter, deren Nachkommen gegen ihren Willen abgetrieben wurden, dadurch häufig traumatisiert sind. Wenn wir die Abtreibungen schon nicht unterbinden können, sollten wir diesen Vätern wenigstens jede nötige Hilfe zukommen lassen, damit psychisch zurechtzukommen.
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Die sexistische Herabwürdigung von Männern in unseren Medien muss ebenso sozial geächtet werden wie die Herabwürdigung von Frauen. Es gibt keinen Grund, die Diffamierung von Männern als einen Akt politischer Befreiung zu preisen. Hier geht es selbstverständlich nicht um Zensur, sondern darum, dass gegen entsprechende Slogans ("Männer sind Schweine", "Nur ein toter Mann ist ein guter Mann" und viele andere mehr) nachdrücklich Einspruch erhoben und eine Gegenposition eingenommen werden sollte. Es wäre auch fair, Männer nicht nur als Schurken oder Probleme darzustellen, beispielsweise als Menschen, die ihre Männlichkeit zu Gewalttaten treibe, sondern auch als Helden. Bislang wurde von feministischer Seite betont, dass z. B. die islamistischen Terroristen oder der Amokläufer von Erfurt Männer waren, aber es wurde übergangen, dass das auch weit überwiegend für die New Yorker Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte galt sowie für den Lehrer Heise, der seinen amoklaufenden Schüler unbewaffnet stellte und gefangennahm. Männlichkeit scheint vor allem Handeln zu bedeuten, im Guten wie im Bösen. Es ist aber heute schick, bei Männern nur die negative Seite herauszustellen. Diskriminierungen von Männern sollten in den Medien genauso thematisiert werden wie Diskriminierungen von Frauen.
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Auch im politischen Bereich ist es nicht länger sinnvoll so zu tun, als ob die Forderungen von Frauen berechtigter seien als die von Männern. Warum gibt es in Deutschland eine Frauenministerin, aber keinen Männerminister? Warum kann sich ein Politiker damit brüsten, was er alles für Frauen getan hat, aber nicht, was er für Männer erreichte? Frauenbeauftragte gehören abgeschafft zugunsten von Gleichstellungsbüros, die paritätisch mit einem Mann und einer Frau besetzt sind und sich den Problemen und Benachteiligungen beider Geschlechter widmen.
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Auf internationaler Ebene sind Diskriminierungen von Männern ebenfalls zu bekämpfen. Beispielsweise berichtet die Menschenrechtsorganisation Gendercide Watch, dass staatlich angeordnete geschlechtsbezogene Massentötungen in der gesamten Welt weit überwiegend Männer zum Opfer haben. Dieser Punkt werde aber weder von der Politik, noch von anderen Menschenrechtlern, noch von der wissenschaftlichen Forschung zur Kenntnis genommen. Weitgehend ungehört bleiben bislang auch Menschenrechtsgruppen, die kritisieren, dass bei internationalen Kampagnen gegen Beschneidung männliche Opfer dieser Praktik außer acht gelassen werden. Tatsächlich findet die Beschneidung von Jungen überall dort statt, wo auch Mädchen beschnitten werden - nur sechsmal so häufig! In Ländern der Dritten Welt werden diese Verstümmelungen um nichts weniger brutal vorgenommen als bei Mädchen, und die entstandenen Schädigungen sind gleichermaßen ernstzunehmen. Beispielsweise berichtete die New York Times vom 1. August 2001, dass in diesem Jahr allein in Südafrika bereits 35 Jungen an den Folgen ihrer Beschneidung zu Tode kamen.
Wenn wir diese Probleme gelöst oder zumindest der Öffentlichkeit vermittelt haben, dass eine Lösung erarbeitet werden muss, dann ist die Männerbewegung dort angekommen, wo die Frauenbewegung heute steht.