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Wochenmarkt
Mittwoch, 23. Oktober 2002

Villingen-Schwenningen
Modellversuch rote Karte ein Erfolg


Seit Mai diesen Jahres kann prügelnden Partnern überall im Schwarzwald-Baar-Kreis von der Polizei Hausverbot erteilt werden. Damit ist der Schwarzwald-Baar-Kreis den Kreisen Tuttlingen und Rottweil voraus. Obwohl normalerweise die Männer vor die Tür gesetzt werden, mussten die Polizisten einmal einschreiten, als ein geprügelter Mann sie zur Hilfe rief, um Ruhe vor seiner Frau zu finden.

Bei Kriminalhauptkommissar Thomas Hechinger von der Polizeidirektion Villingen-Schwenningen laufen die Fäden zusammen, nachdem das als Modellversuch gegonnene Projekt auf den Kreis erweitert wurde. "Im ganzen Land ist das noch nicht so umgesetzt wie hier bei uns. Die rote Karte ist ein gutes Instrument", zieht er eine Bilanz.

Naturgemäß sind in den Städten Villingen-Schwenningen und Donaueschingen seither mehr rote Karten verteilt worden als im Umland. Aber auch in den kleineren Städten und Gemeinden wurden die Polizeireviere zur Hilfe gerufen, sobald sich die rote Karte - das Projekt läuft nun seit zwei Jahren - herumgesprochen hatte. Bei häuslichem Streit hat der geprügelte Partner die Möglichkeit, sich mit Hilfe der Polizei Luft zu verschaffen. Diese setzt den Aggressor vor die Tür oder gegebenenfalls in die Ausnüchterungszelle.

14 Tage hat der geprügelte Partner, in der Regel die Frau, dann die Möglichkeit, in Ruhe ihre Angelegenheiten zu ordnen und zu überlegen, wie es weiter geht. "Wenn Alkohol oder Gewalt im Spiel sind und sie nicht mehr ansprechbar sind, nehmen wir sie mit", erklärt Hechinger. Der Erfolg für das Opfer bestehe nicht in erster Linie darin, dass eine Trennung oder Scheidung erfolge, sondern dass man in Ruhe nachdenken und zum Beispiel später auch zum Ehetherapeuten oder zur Paartherapie gehen könne.

Für einen Mann ist es weitaus schwieriger, sich der Polizei zu offenbaren, weiß Hechinger. Denn es bestehe eine gewisse Hemmschwelle dadurch, dass dies nicht der gesellschaftlichen Konvention entspreche. "Ein Mann gibt nicht gern zu, dass er mit seiner Frau nicht fertig wird, das wird oft belächelt." Die Polizei verteilt die rote Karte, wenn Gefahr für Leib und Leben gegeben ist. In einigen Tagen wollen die Polizeidirektion und Landrat Karl Heim eine Bilanz des Modellversuchs ziehen. Schon jetzt könne das Modellprojekt als Erfolg gewertet werden, meint Hechinger. Im Kreis Rottweil begann erst vor wenigen Wochen ein ähnliches Projekt.

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