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Südwestpresse
Donnerstag, 01. Dezember 2005

PSYCHOLOGIE / Studie über späte Trennungen

Alter schützt vor Scheidung nicht

Von wegen "verflixtes siebtes Jahr"

Scheidungen nach der Silberhochzeit sind in Deutschland keine Seltenheit mehr. Im Gegenteil: Immer mehr Paare trennen sich nach gemeinsamen Jahrzehnten.

SIEGEN Die Zahl Sieben sorgt lange für Angst bei deutschen Paaren. Denn im "verflixten siebten Jahr" droht vermeintlich das Ende vieler Beziehungen. Doch auch im ersten, sechsten, zehnten gemeinsamen Jahr trennen sich Partner. Und selbst nach mehr als 20 Jahren Ehe gibt es keine Haltbarkeitsgarantie. Mehr noch: Die Zahl der späten Trennungen nimmt stetig zu, Scheidungen nach der Silberhochzeit sind keine Seltenheit mehr.

"Dieses Phänomen ist historisch neu, da bislang allein die Tatsache, dass eine eheliche Beziehung bis zur Silberhochzeit gehalten hat, als ein ausgesprochen guter Garant weiterer ehelicher Stabilität galt", so Insa Fooken. Alarmiert von den Statistiken, hat die Psychologieprofessorin der Universität Siegen verschiedene Studien zum Thema späte Scheidungen erarbeitet.

Mehr als 47 000 Ehen wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr nach 20 Jahren und mehr geschieden. Als Anlass für das Auseinanderbrechen einer langen Ehe hat Fooken unter anderem den Auszug der gemeinsamen Kinder und den Tod der Eltern oder Schwiegereltern ausgemacht. Eine ihrer Studien ergab, dass 20 Prozent der untersuchten geschiedenen Paare nach dem elterlichen Tod, 29 Prozent mit dem Auszug der Kinder auseinander gingen. Bei 27 Prozent fielen der Tod der Eltern, die Nestflucht des Nachwuchses und die Scheidung der Partner sogar zusammen.

Setzen flügge werdende Kinder also das eheliche Glück ihrer Eltern aufs Spiel? So einfach ist es nicht, denn die tieferen Gründe der Trennung liegen zumeist bei den Eheleuten selbst. Sexuelle Untreue, das Bedürfnis nach einem unabhängigen Leben, das Absterben von Gefühlen, zunehmende Entfremdung oder Mangel an Kommunikation nannten die von Fooken Befragten als Ursachen. Diese Motive sind mit den Scheidungsgründen nach einer kürzeren Ehe vergleichbar.

Die Verlusterfahrungen hingegen sind nach Ansicht der Psychologin nach einer langen Ehe viel einschneidender.
KNA

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