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Schwarzwälder Bote
Donnerstag, 02. Februar 2006

Aufmerksame Nachbarn nötig

Frühzeitige Erkennung von Vernachlässigung bei Kindern gefordert

Von Markus Reutter
Villingen-Schwenningen. Die Vernachlässigung von Kindern in Villingen-Schwenningen ist ein Thema, das bereits den Erzieherinnen im Kindergarten auffällt, aber auch Jugendamt und Polizei bewegt.

Wie die verschiedenen Einrichtungen mit dem brisanten Thema umgehen, wurde beim ersten Fachtag "Jugendhilfe Villingen-Schwenningen" deutlich, zu dem die Berufsakademie am Dienstag ins Landratsamt eingeladen hatte. Die Referenten forderten eine frühzeitige Erkennung von Vernachlässigung. Dabei brachte Reinhold Schone von der Fachhochschule Dortmund die "Familien-Hebamme" ins Gespräch, die die Eltern während der Geburtsvorbereitung und noch ein Jahr darüber hinaus begleiten, Hilfestellung geben könnte und die Eltern gegebenenfalls an weiterhelfende Institutionen verweisen könnte. Die Referenten machten deutlich, dass es nicht darum gehe, die betroffenen Eltern zu verteufeln, sondern ein Vertrauensverhältnis zu ihnen aufzubauen, um so bestmöglich Hilfestellung geben zu können.

Initiiert wurde die Veranstaltung von der Abteilung Jugend-, Familien- und Sozialhilfe der Berufsakademie, wobei deren Leiterin, Professor Brigitte Reinbold, auch die Podiumsdiskussion am Nachmittag moderierte. Iris Müller vom Amt für Familie und Soziales machte dabei deutlich, dass den Erzieherinnen in den Kindertagesstätten immer wieder Schützlinge auffallen, die von ihren Eltern vernachlässigt werden. Es werde dann versucht, Gespräche mit den Eltern zu führen. Den betroffenen Kindern werde in der Tagesstätte Zuwendung gegeben, aber auch Tischkultur und Alltagsrituale werden vermittelt und für Bewegung gesorgt.

Polizeidirektor Roland Wössner zeigte die Bandbreite des Themas auf, wobei psychische Vernachlässigung von Kindern nur schwer zu erkennen sei. Wichtig seien deshalb auch aufmerksame Nachbarn, die auf solche Probleme hinweisen. Die Polizei komme auch in Kontakt mit streunenden Kindern in den Städten, wobei häufig eine "äußere" Vernachlässigung sichtbar sei. Oft handle es sich bei den Eltern um alleinerziehende Mütter, die von ihrem Partner getrennt oder von ihm allein gelassen sind.

Kreisjugendamtsleiter Manfred Nietsch registrierte eine "Verdichtung" des Problems bei Familien in Notlagen, aber auch eine Häufung in Bezirken mit günstigem Wohnraum.

Jürgen Muff vom Kinder- und Familienzentrum stellte klar, welch ein massiver Eingriff es bedeutet, ein Kind aus seiner Familie heraus in ein Heim zu bringen. Hier gehe in der Regel schon eine jahrelange Vernachlässigung der Kinder im Elternhaus voraus.

Roland Kurz von der Suchtberatungsstelle Villingen-Schwenningen erkennt eine zunehmende Tendenz bei Kindern, vermehrt und in immer früherem Alter zu Suchtmitteln zu greifen, sei es nun zu Alkohol, Zigaretten, Medikamenten öder illegalen Drogen.

Die Vorsitzende des Kinderschutzbundes, Christa Lörcher, machte darauf aufmerksam, dass Flüchtlingskinder vielfach durch das soziale Netz fallen, obwohl sie genauso hilfsbedürftig sein können. Lörcher betonte auch die Bedeutung der Elternarbeit. Es gelte, die Erziehungskompetenz zu stärken. Leider würden diese Angebote oft nicht die Eltern erreichen, die sie bräuchten.

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