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Südwestpresse
13. Oktober 2004

SOZIALES / Beratungsstelle für Ehe- und Lebensfragen

"Sparkurs sorgt für Folgekosten"


Land streicht Zuschuss von rund 15 000 Euro

Sparen bei der Prävention zahlt sich nicht aus, ist Matthias Dolch, Leiter der Psychologischen Beratungsstelle für Ehe-, Familien- und Lebensfragen, überzeugt. Und doch muss die Einrichtung jetzt die Streichung eines Landeszuschusses von rund 15 000 Euro verkraften.

VILLINGEN-SCHWENNINGEN Bereits für dieses Jahr hatte der Kreis seinen Zuschuss in Höhe von 6400 Euro gestrichen, von der Stadt Villingen-Schwenningen kommen immerhin noch rund 3000 Euro Zuschuss zum Jahresbudget von bislang rund 130 000 Euro. 75 Prozent der Kosten der Beratungsstelle finanziert die katholische Kirche.

Ausgestattet ist die Einrichtung in Villingen mit zweieinhalb festen Stellen und vier Honorarkräften. Im kommenden Jahr hat die Beratungsstelle mehr als 20 Prozent weniger im Budget. Deshalb hat Matthias Dolch sich an Kreis und Stadt VS gewandt mit dem Antrag, jeweils zur Hälfte (10 500 Euro) für den fehlenden Landeszuschuss in die Bresche zu springen. "Uns ist klar, dass auch der Kreis und die Kommunen nur den Mangel verwalten", so der Leiter der Beratungsstelle. Allerdings handelten die politisch Verantwortlichen kurzsichtig, wenn sie gerade in der Beratungsarbeit und damit bei der Prävention Geld kürzten oder ganz streichen. "Trennung und Scheidung bringt auch für die Kommunen einen Rattenschwanz an Kosten mit sich."

Ein Beispiel sei die juristische Seite: Für rund 80 Prozent der Scheidungen komme mittlerweile die Staatskasse auf über die Prozesskostenbeihilfe. Ein anderes Beispiel sei die Sozialhilfe: 2003 seien im Schwarzwald-Baar-Kreis 527 Ehen geschieden worden. Davon betroffen waren 495 Kinder. "Wenn rund 25 Prozent der Alleinerziehenden als Folge einer Scheidung Sozialhilfe beziehen, summieren sich die Kosten auf rund zwei Millionen Euro". Und die Beratungsarbeit helfe nachweislich dabei, Ehen zu retten.

Gründe, warum Ehen zu scheitern drohen, gibt es viele. Zunehmend spielen nach Erfahrung von Dr. Frohmut Jacob auch Arbeitslosigkeit und Existenzangst eine Rolle. "Männer schätzen den Zustand ihrer Ehe oft positiver ein als ihre Partnerinnen", so Dolch. Zu Krisen komme es, wenn Frauen wegen eines Kindes zuhause bleiben und von ihren Ehemännern wenig Unterstützung erführen oder umgekehrt, wenn Frauen wieder in den Beruf einsteigen wollten und beispielsweise die Arbeit rund um Haushalt und Kinder neu verhandelt werden müssten. "Paare müssen heute viel mehr verhandeln und Kompromisse finden als früher, und das erfordert kommunikative Fähigkeiten."

Etwa 1690 Stunden Beratungsstunden leisteten Dolch und seine Mitarbeiterinnen im vergangenen Jahr. Auswirkung der Kürzungen wäre eine Reduzierung des Angebotes. Bislang könne man gewährleisten, dass bei Bedarf zeitnah Termine vergeben werden. Grundsätzlich gelte, dass Beratung nicht am Geld scheitern dürfe. "Wer kann, zahlt ein Prozent des Nettogehaltes", erläuterte Dr. Frohmut Jacob. Aber es gebe eben viele Klienten, die nur über ein mäßiges Familieneinkommen verfügten.

2003 suchten 449 Personen (268 Frauen, 181 Männer) Rat bei Ehe- und Lebensfragen. Am stärksten waren Personen im Alter zwischen 30 und 55 Jahren vertreten. Rund 65 Prozent der Klienten lebten mit dem Ehepartner zusammen. Von den Gesprächen in der Beratungsstelle waren 492 Kinder betroffen. Mehr als 84,2 Prozent der Klienten stammen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis. Davon kamen wiederum rund 50 Prozent aus VillingenSchwenningen.
(coh)

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