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Schwäbische Zeitung
Samstag, 19. April 2003

Historischer Blick auf die Rolle der Frau


ROTTWEIL - "Die Rolle der Frau im Wandel von Familie und Gesellschaft" war das Thema des Vortrags von Theresia Dreischulte-Klos im Rahmen der Ausstellung "Wenn Frauen Geschichte machen".

Von unserer Mitarbeiterin Alexandra Feind
"In keinem Land der Welt haben Frauen die gleichen Chancen wie Männer." Mit diesem Satz beendete Norwegens Ministerpräsidentin Brundtland die Weltfrauenkonferenz 1994. Diese Ansicht teilte die Referentin Theresia Dreischulte-Klos: "Auch heute noch ist die Chancengleichheit bundesweit noch nicht in Sicht, was eine Sekundäranalyse des deutschen Jugendinstitutes 2002 belegt", gab sie zu bedenken. Mädchen ergriffen viel seltener ihren Wunschberuf als Jungen, obwohl sie teils sogar die bessere Schulbildung hätten.

Ein Blick in die Geschichte der Frau solle helfen, diese Tatsachen besser zu verstehen. So hätte es zwischen 9000 und 3000 vor Christus Gesellschaftsordnungen gegeben, die in allen Zügen von Frauen geprägt worden seien, was archäologische Funde in der Türkei, in Jericho und Palästina belegten. "Erst 3000 vor Christus", so Dreischule-Klos, "wird mit dem Beginn der sumerischen Keilschrift die Männerherrschaft deutlich. Kriegerische Auseinandersetzungen treten auf."

Wichtig für die heutige Frau sei, dass damals Frauen durch die Veränderung der kollektiven Wohn- und Arbeitsformen in den Städten sehr eingeschränkt wurden. Sie wurden zusehend aus dem öffentlichen Leben verwiesen.

In vielen heidnischen Religionen seien aber Frauen und Männer gleichgestellt gewesen. Frauen hätten sogar meist die wichtigeren Funktionen erfüllt als die Männer. Doch bereits in der christlichen Urkirche wurden Frauen Dienste bei der Verbreitung des Glaubens untersagt. Keuschheit und Jungfräulichkeit wurden zum Ziel erklärt. Im 16. Jahrhundert habe die Kirche begonnen, die Sexualität der Frau zu dämonisieren und weiter zu unterdrücken. Dreischule-Klos: "Das Bild der Frau als gefährliche magische Gestalt wird schließlich auch eine Grundlage der Hexenverfolgung."

Die politischen Rechte, die Frauen während der Aufklärung gestattet wurden, seien ihnen gegen Ende des 19. Jahrhunderts wieder aberkannt worden. Frauenzeitschriften seien verboten worden und die Frau sei durch eine Heirat unmündig und dem Mann wieder vollkommen unterstellt worden. Die gesellschaftlichen Umwälzungen der beiden Weltkriege hätten den Frauen wichtige Konzessionen eingebracht, die jedoch je nach politischer Lage ausgebaut oder eingeschränkt wurden. Nach 1933 wurde die Frauenbewegung komplett zerstört, die Frau zurück zu ihrem "wesensgemäßen" Beruf gedrängt.

In der Nachkriegszeit, so Dreischule-Klos, sei Deutschland ein Land der Frauen gewesen, die weitgehend auf sich allein gestellt waren und ihren Alltag bewältigen mussten. Um die Produktion wieder anzukurbeln, wurden Frauen vor allem dort eingesetzt, wo sonst Männer tätig waren, also im Bergbau und in der Eisen- und Metallindustrie.

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