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Schwarzwälder Bote
Samstag, 22. März 2003

Will Frau den neuen Mann?


Paare pflegen unterschiedliche Rollenverteilung / Traditionelles Bild weiterhin die Regel

Von Sabine Damaschke
Die Werbung macht es uns vor: Männer mit Kindern liegen voll im Trend. Der neue Mann, kinderfreundlich und partnerschaftlich, hat sich offenbar als Leitbild durchgesetzt. Tatsächlich? "In der Werbung finden wir ein Männerbild, das feminine Züge hat, aber letztlich doch auf den starken und dominanten Mann setzt", erklärt der Sozialwissenschaftler Rainer Volz (52).

Mit Peter Döge hat er für die Konrad-Adenauer-Stiftung die vorherrschenden Geschlechterbilder untersucht. Das Ergebnis: "Nur ungefähr 20 Prozent zählen zu den 'neuen' Männern, 20 Prozent sind traditionell eingestellt, 25 Prozent bezeichnen wir als unsicher und 35 Prozent in ihrem Verhalten den Frauen gegenüber als pragmatisch", so Volz.

Das hat vor allem Auswirkungen auf die Familien. Nur rund 1,5 Prozent der deutschen Männer nehmen Erziehungsurlaub, in nur zwei Prozent der deutschen Partnerschaften arbeiten beide halbtags, und der Anteil der Männer an der Hausarbeit beträgt in der Woche zehn Stunden gegenüber 50 Stunden bei den Müttern. Das traditionelle Rollenmodell hält sich hartnäckig, trotz Elternzeit, flexibler Arbeitszeiten und dem Recht auf einen Kindergartenplatz.

Regie im Haushalt und Kindererziehung wollen gekonnt sein

Das liegt mit daran, dass Männer und Frauen an ihren Rollen festhalten. "Wollen Frauen den neuen Mann?", fragt Volz daher provozierend. Die Antwort: "Jein - einerseits fordern sie eine stärkere Beteiligung der Männer an Haushalt und Kinderbetreuung, andererseits wollen sie stolz sein auf einen dominanten und karrierebewussten Partner."

Bei seiner Auswertung diverser Umfragen unter deutschen Paaren stellte Volz fest, dass zwar 83 Prozent der Frauen eine stärkere Beteiligung der Männer am Haushalt wünschen, aber 54 Prozent meinen, sie könnten es in jedem Fall besser. 60 Prozent finden es gut, wenn ein Mann die Kinder betreut. Aber nur 27 Prozent meinen, dass Erziehungsurlaub auch zu einem Mann passt.

"Mit dieser Einstellung schaden Frauen sich selbst", sagt Volz: "Am Ende tragen sie ungewollt die ganze Verantwortung für den Haushalt und die Kindererziehung und können ihre beruflichen Pläne nicht mehr realisieren." Oft ist es das soziale Umfeld, das jegliche Änderungsversuche von Paaren sabotiert. "Arbeitgeber blockieren den Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten, Kollegen spotten und die Ehefrauen nörgeln, weil der Mann für sie die Hausarbeit und Kindererziehung nicht gut genug macht", erzählt Hans-Georg Ackermeier, Pfarrer für Männerarbeit der evangelischen Kirche von Westfalen.

Er kennt viele Männer, die allein aus Unsicherheit und Bequemlichkeit am traditionellen Rollenbild festhalten. Die Folge sind oft Unzufriedenheit und Erschöpfung. Doch wie ausbrechen? Volz fordert ausdrücklich mehr männliche Erzieher und Lehrer und eine Reform Schulbücher. Dort werden Frauen noch immer mit Schürze und Männer mit Laptop gezeigt.

Am wichtigsten sei die Kommunikation, betont der Sozialwissenschaftler. "Erst wenn Paare über ihre ambivalenten Rollenbilder reden und gemeinsam nach Gleichberechtigung suchen, hat der neue Mann eine Chance."

WEITERE INFORMATIONEN:
Die Studie "Wollen Frauen den neuen Mann?" kann kostenlos im Internet unter www.kas.de bestellt werden.

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